Hallo Sina,
ich lasse mir immer die Laborausdrucke geben, damit ich sehen kann, was gemacht wurde und dann auch selbst den Verlauf der Werte beobachten kann.
Als MW-Patient muss man sich mind. genauso gut auskennen, wie der Arzt. Das schreibt auch der amerikanische Experte George Brewer in seinem von einer MW-Patientin ins Deutsche übersetzte Buch "Morbus Wilson".
Es ist schwer zu sagen, was bei Verlaufskontrollen alles gemacht werden sollte, weil es vom Zustand des Patienten abhängt.
Bei Dir, wo Du offenbar eine Zirrhose haben sollst, ist sicher mehr zu machen, als bei MW-Patienten, die noch keine heftigen Leberprobleme haben.
Folgende Untersuchungen sind m. E. sinnvoll:
Laborwerte:
24h-Urin:
Kupfer, Zink (bei Zinktherapie)
Sinnvoll ist das Eiweiß im Urin mitzubestimmen, denn das kann beim MW ansteigen
Ich lasse das Kreatinin meist noch mitbestimmen, weil ich sehen will, ob meine Nierenleistung schlechter wird (sie ist bei mir im Urin meist grenzwertig)
Blut:
-Serumkupfer, Coeruloplasmin und Zink (bei Zinktherapie)
Die Einnahme der Pille bei Frauen führt zu einem Anstieg von Serumkupfer und Coeruloplasmin. Man sollte es dem Arzt sagen, wenn man die Pille nimmt.
-Blutbild (großes BB ist aussagefähiger als kleines BB)
-Bei Dir würde ich das Albumin und das Eiweiß ebenso wie eine Eiweißelektrophorese für sinnvoll halten.
Bei der Eiweißelektrophorese wäre das Alpha-2-Globulin wichtig. Das kann beim MW vermindert sein und ist ein Hinweis auf eine -latente- Hämolyse (=ein vorzeitiges Absterben der roten Blutkörperchen).
-Sinnvoll wäre auch, immer wieder mal das Haptoglobin zu bestimmen. Denn das Haptoglobin ist DER Marker, wenn es um eine Hämolyse geht.
Eine Hämolyse kann, wenn sie akut ist, eine sofortige Lebertransplantation erforderlich machen.
Hämolyse und Leberversagen sind die beiden Notfallsituationen, die beim M. Wilson eintreten können.
-Entzündungswerte wie CRP, Blutsenkung wären auch wichtig, damit man sieht, ob eine Entzündung oder ein Infekt zum Zeitpunkt der Blutentnahme vorliegt. Dann sind nämlich viele Werte erhöht wie das Coeruloplasmin, das Kupfer, das Haptoglobin, evtl. das Zink, das Eiweiß, etc. und diese Werte sind dann nicht aussagefähig für den Verlauf.
Ich würde auch schon bei grenzwertigen CRP mit einem Anstieg dieser Werte rechnen.
Anmerkung: Mein CRP steigt bei leichteren akuten und bei chronischen Infektionen gar nicht an oder bleibt im Normbereich.
Natürlich sollten die Leberwerte mitgemacht werden:
GGT, GPT, GOT, Alkalische Phosphatase, Bilirubin, Cholinesterase, LDH.
Sinnvoll ist auch die GLDH.
Beim Bilirubin kann man noch aufteilen in direktes Bilirubin und indirektes Bilirubin. Bei einer Hämolyse ist das indirekte Bilirubin erhöht. ´
Doch wird die Aufteilung selten von den Ärzten verlangt, wenn das Gesamt-Bilirubin normal ist (ist dann vermutlich auch nicht unbedingt nötig).
Die Gerinnungswerte wären wichtig, wenn die Leber schon schwerer geschädigt ist:
Oft wird der Quickwert daher bestimmt.
Auch PTT und Thrombinzeit kann man machen.
Die Thrombozyten (enthalten im Blutbild) sagen oft auch etwas zur Gerinnuing aus. Wenn sie niedrig sind, kann die Gerinnung schlecht sein. Aber auch ein Mangel an B12 kann zu niedrigen Thrombozyten führen.
Auch die Nierenwerte würde ich für sinnvoll halten:
Kreatinin, Harnstoff, Harnsäure
Beim MW kann die Harnsäure sehr niedrig ausfallen.
Ebenso ist oft die Alkalische Phosphatase beim MW niedrig (Zink erhöht allerdings die AP).
Der Langzeitzuckerwert (HbA1C) und die Serum-Glukose kann sinnvoll deshalb sein, weil Leberkranke Unterzuckerungen bekommen können. Bei mir war der Langzeitzuckerwert früher so niedrig, dass man sogar einen insulinproduzierenden Tumor an der Bauchspeicheldrüse wiederholt ausgeschlossen hatte.
Ich würde auch stets die Elektrolyte (Kalium, Natrium, Calcium) und das Phosphat bestimmen lassen.
Beim MW kann man eine durch Kaliummangel verursachte Muskelschwäche haben (siehe Symptomeliste der Leitlinien zum Morbus Wilson).
Bei Nierenbeteiligung kann man Calcium über die Nieren verlieren. Außerdem ist beim MW öfter das Phosphat (in Kombination mit der Alk. Phosphatase) erniedrigt.
Die Bestimmung von Kalium würde ich in einer Klinik, die ein eigenes Labor hat, am ehesten durchführen lassen. Beim niedergelassenen Arzt wird Kalium oft verfälscht dadurch, dass der Transportweg zum Labor zu lange dauert und dann der Wert ansteigt.
Das AFP (ein Tumormarker der Leber) sollte auch immer wieder kontrolliert werden.
Von Zeit zu Zeit sollten Antikörperbestimmungen erfolgen wie die ANA, evtl. auch AMA und ENA.
Was ich bei Leberkranken immer empfehlen würde, ist die Bestimmung der Vitamine und Mineralstoffe. Denn Leberkranke haben oft vielfältige Mängel und diese können durch die Therapie teils noch verstärt werden:
Vitamin A-Mangel in Kombination mit Zinkmangel ist häufig und ebenso ist häufig ein Magnesiummangel.
Auch die anderen fettlöslichen Vitamine wie Vit. D, E und K sollte man kontrollieren.
Sinnvoll ist es auch die B-Vitamine mal bestimmen zu lassen.
Durch die entkupfernde Therapie kann sich ein Eisenmangel bilden oder verstärken:
Daher würde ich ggf. auch das Zinkprotoporphyrin bestimmen lassen.
http://flexikon.doccheck.com/de/Zinkprotoporphyrin
Zinkprotoporphyrin ist ein Laborparameter, der im Rahmen der Anämiediagnostik zum Nachweis eines Eisendefizits eingesetzt werden kann.
Das Ferritin (Speichereisen) ist bei Leberkranken oft falsch hoch und würde so einen Eisenmangel verdecken.
Moderat erhöhte Ferritinwerte sind bei uns häufig aber auch sekundär erhöht, z. B. bei Leberzellschäden (z. B. Fettleber), bei metabolischem Syndrom, auch nur bei Übergewicht und bei einigen Tumorerkrankungen (Ferritin als Akut-Phase-Protein).
http://www.allgemeinarzt-online.de/a/1605788
Sicher habe ich noch den einen oder anderen sinnvollen Wert nicht angesprochen.
Ich vermute mal, dass nicht immer alle Werte, die ich oben nannte gemacht werden.
Es hängt auch vom Arzt ab und davon, wie er den jeweiligen Fall einschätzt.
Andere Untersuchungen:
Ein Ultraschall des Oberbauches (Leber, Milz, etc.) sollte in regelmäßigen Abständen gemacht werden.
Wie groß die Abstände sein dürfen, ist die Frage.
Ich würde bei einem schwer Leberkranken die Abstände kürzer wählen.
Weiterhin kann man einen Fibroscan auch mal machen. Mit dem Fibroscan wird die Lebersteifigkeit gemessen. Es ist eine ungefährliche Untersuchung.
Ein MRT der Leber ist bei schwer Leberkranken von Zeit zu Zeit sinnvoll. Denn man sieht im MRT der Leber bei schwer Leberkranken durchaus schon etwas. Bei leicht Leberkranken ist hingegen ein MRT nicht so aufschlussreich.
Da MW oft zu einer verringerten Knochendichte führt, sollte man von Zeit zu Zeit (nicht öfter als alle ein bis 3 Jahre würde ich sagen) eine Knochendichtemessung machen lassen.
Es wird sicher noch Untersuchungen geben, die ich auch nicht kenne.
Vielleicht können Mitleser noch auf andere sinnvolle Untersuchungen hinweisen?
Ich weiß, dass man nie alle die o. g. Untersuchungen auf einmal bekommen wird - es sei denn, man ist privatversichert.
Aber man kann, wenn der Leberarzt nicht alle macht, auch den Hausarzt mal bitten, einen Teil der Untersuchungen durchzuführen.
lg
Sandy