Hallo,
Soweit ich das richtig verstanden habe, hast Du erst vor kurzem die Diagnose bekommen?
Wichtig wäre zu klären, ob Deine Müdigkeit nicht von etwas kommt, was man behandeln kann.
Leberkrankheiten machen müde. Das ist bekannt. Aber dennoch sollte man das nicht als gegeben hinnehmen und sollte prüfen, ob noch andere Ursachen zu finden sind.
Und auch die Müdigkeit aufgrund der Leberkrankheit ist bis zu einem gewissen Grad behandelbar (s. u.).
Wie sieht es z. B. aus mit evtl. Mangelerscheinungen?
Hast Du eine Blutarmut, d. h. grenzwertig niedriges Hämoglobin und niedrige Erythrozyten?
Wenn ja, wäre ein Eisenmangel oder ein Vitamin B12 und/oder Folsäuremangel denkbar.
Beim Eisenmangel prüft man oft das Ferritin (Speichereisen). Doch das kann bei Leberkranken falsch hoch sein und so den Mangel vertuschen.
Dann wäre das Zinkprotoporphyrin noch ein Wert, der den Eisenmangel besser anzeigen würde.
Mangel an Vitamin B12 und an Folsäure lassen sich auch im Blut untersuchen.
Was auch müde machen kann, ist Kaliummangel. Kaliummangel ist beim M. Wilson denkbar, denn eines der Symptome eines M. Wilson kann eine "hypokaliämische Muskelschwäche" sein, also eine Muskelschwäche, die durch Mangel an Kalium verursacht wird.
Aber: Kalium sollte man nicht auf eigene Faust einnehmen, denn zuviel kann schlimmstenfalls tötlich enden (Herzstillstand). Kaliumpräparate sollte man immer unter ärztlicher Überwachung einnehmen.
Daher rate ich, zuerst den Kaliumwert bestimmen zu lassen. Aber der Wert ist sehr, sehr störanfällig, so dass er am besten gleich im Labor abgenommen und bestimmt werden sollte. Wird das Blut nämlich nicht, nicht rechtzeitig zentrifugiert (manche Ärzte haben nicht mal eine Zentrifuge), dann steigt der Wert nach der Blutentnahme an und ein Mangel wird so vertuscht.
Vielleicht genügt es auch schon, sich kaliumreich zu ernähren:
Natürliche Kaliumquellen sind Trockenobst, frisches Obst wie Aprikosen, Bananen, Kiwi, Johannisbeeren, Nektarinen, Honigmelonen
Hier gibt es eine Aufzählung kaliumreicher Lebensmittel:
http://www.ernaehrung-fuer-gesundheit.d ... tonie.html
Auch Magnesiummangel soll müde machen können. Leberkranke haben oft einen Magnesiummangel. Auch den kann man im Blut untersuchen. Aber auch dieser Wert ist ähnlich störanfällig wie der Kaliumwert.
Ob derartige evtl. Mangelerscheinungen die Müdigkeit aber ganz beseitigen würden, weiß ich natürlich nicht.
Eisenmangel kann schon sehr müde machen. Ich habe Eisenmangel und Eisenmangel soll beim MW auch vorkommen können. Außerdem wird der Eisenmangel durch Metalcaptase, Trientine oder Zink noch verstärkt.
Was auch eine Rolle spielt, ist, die sog. hepatische Enzephalopathie, die man als Leberkranker in leichter Form haben kann.
Die stört die Konzentration ungemein.
Hier soll Laktulose helfen.
Außerdem sollte man nicht sooo viel tierisches Eiweiß essen, vor allem Fleisch, Wurst sollten nicht zu viel gegessen werden.
Die Leber kann schlechter das tierische Eiweiß abbauen mit der Folge, dass sich Ammoniak bildet und der stört die Hirnfunktion.
Manche Menschen nehmen vor einer Fleischmahlzeit Laktulose zu sich.
Laktulose wirkt dieser hepatischen Enzephalopathie entgegen.
Aber Vorsicht:
Laktulose macht weichen Stuhl, ggf. auch Durchfall, wenn man viel nimmt. Und Laktulose macht auch Kaliummangel (siehe oben), der, wenn man ihn haben sollte, auch müde machen kann.
Zur sog. "minimalen hepatischen Enzephalopathie" empfehle ich Dir, das mal zu lesen:
http://www.aerzteblatt.de/archiv/123240 ... halopathie
Was evtl. neben der Laktulose noch günstig sein kann, ist die Aminosäure Ornithin. Diese ist enthalten in "Hepa Merz Granulat". Das ist auf der Ausnahmeliste der verschreibungsfähigen, nicht rezeptpflichtigen Medikamente - ebenso wie die Laktulose.
D. h. Dein Arzt kann Dir beides auf Rezept verschreiben.
Siehe unter Ziffer 26 und 35 dieser Liste hier:
http://www.g-ba.de/downloads/83-691-323 ... -06-05.pdf
Ganz auf tierisches Eiweiß sollte man sicher nicht verzichten, denn Eiweiß ist für die Muskulatur wichtig. Ich esse vermehrt Milchprodukte wie Joghurt und ich selbst esse kein Fleisch mehr (auch aus ethischen Gründen). Aber Fleisch enthält auch Eisen, d. h. wenn man zu Eisenmangel neigt, muss man ggf. Eisentabletten einnehmen, wenn man gar kein Fleisch mehr isst.
Was sicher günstig bei Leberkrankheiten ist, ist Sport. Ich weiß nun nicht, wie belastbar Du sportlich bist.
Aber Sport wird von MW-Ärzten empfohlen, da Sport einen günstigen Einfluss auf Leberkrankheiten hat, wohl weil dann die Leber besser durchblutet wird.
Spreche aber mit Deinem Arzt darüber, wie sehr Du Dich belasten kannst und welche Sportart in Frage kommt. ´
Im Laufe der Behandlung des MW könnte sich die Leberfunktion und damit auch die Folgen der Leberkrankheit wie Müdigkeit bessern. Aber das kommt sicher nicht von heute auf morgen und setzt voraus, dass die Behandlung optimal ist.
Das sind nun die Tipps, die mir spontan einfallen.
Ob Du Dein Studium unterbrechen solltest oder nicht, das kannst nur Du entscheiden.
Wenn ich sehe, dass Du erst 19 bist und wenn Du erst mit der Therapie auf MW begonnen haben solltest, wäre evtl. zu erwägen, ein halbes oder ganzes Jahr zu pausieren und vielleicht in der Zeit die Therapie so optimal wie möglich zu gestalten.
Aber ob Du dann nach einem Jahr wieder in die Materie reinfindest, das musst Du bedenken.
Je länger man pausiert, umso schwerer wird es sicher.
Vielleicht findest Du eine gute Lösung und vielleicht können Dir die obigen Tipps irgendwie helfen.
LG
Sandy