Gibt es einen nur neurologischen M. Wilson überhaupt?
Verfasst: 14. Jun 2013, 14:19
Hallo zusammen,
meine Frage wirkt zunächst vielleicht etwas provokativ:
Man liest und hört immer, dass es beim M. Wilson eine hepatische und eine neurologische Form geben soll.
Wenn man sich aber mit den Stadien von Lebererkrankungen und speziell mit denen der sog. "Hepatischen Enzephalopathie" beschäftigt, dann fällt auf, dass viele der neurologischen Symptome des M. Wilson auch bei der hepatischen Enzephalopathie als Symptom genannt sind. Die hepatische Enzephalopathie tritt aber bei jeder Leberkrankheit auf, zuerst minimal und kaum merkbar, dann immer stärker werdend.
In dieser Studie der Universitätsklinik Heidelberg sind die Symptome der hepatischen Enzephalopathie genannt und zwar eingeteilt nach Stadien:
http://www.aerzteblatt.de/callback/image.asp?id=47830
Symptome von Stadium I sind:
leichtgradige mentale
Verlangsamung
Eu-/Dysphorie, Reizbarkeit
und Angst,
reduzierte Aufmerksamkeit
gestörte Feinmotorik
(beeinträchtigtes
Schreibvermögen,
Fingertremor)
Symptome von Stadium II sind:
verstärkte Müdigkeit,
Apathie oder
Lethargie
leichte Persönlichkeitsstörung,
minimale
Desorientiertheit
bzgl. Ort und Zeit
Flapping-Tremor,
Ataxie, verwaschene
Sprache
Symptome von Stadium III sind:
Somnolenz
Aggressivität, ausgeprägte
Desorientiertheit
bzgl. Ort und Zeit
Rigor, Krämpfe,
Asterixis
Symptome von Stadium IV sind:
Koma
Hirndruckzeichen
Den vollständigen Artikel zur “minimalen hepatischen Enzephalopathie” findet man unter
http://data.aerzteblatt.org/pdf/109/10/m180.pdf
Ich finde unter den Symptomen der hepatischen Enzephalopathie doch auffallend viele, die man auch beim M. Wilson als wilsontypische Symptome nennt wie Beeinträchtigung des Schreibvermögens, Flapping-Tremor, Ataxie, verwaschene Sprache, Reizbarkeit.
Klar ist, dass man beim M. Wilson auch eine hepatische Enzephalopathie bekommt, wenn die Krankheit zu spät entdeckt wird oder unzureichend behandelt wird.
Ich frage mich, ob beim M. Wilson nicht die Symptome der hep. Enzephalopathie zu Unrecht als mw-typische und neurologische Symptome angesehen werden?
Ich vermute, dass eine Abgrenzung solcher Symptome beim M. Wilson oft nicht richtig durchgeführt wird bzw. werden kann, wenn es zugleich Symptome sind, die bei einer hepatischen Enzephalopathie gleichermaßen bestehen.
Wenn also Symptome wie Ataxie und Tremor durch die hepatische Enzephalopathie entstehen, sind es rein hepatische Symptome.
Nun könnte man sagen, es ist doch egal, ob diese Symptome als hepatische oder als neurologische Symptome gelten.
Es hat aber doch Auswirkungen:
1. Da beim rein hepatischen M. Wilson nur in rd. 60 % der Fälle ein Kayser-Fleischer-Ring auftritt und beim neurologischen M. Wilson dieser in über 90 % der Fälle vorkommt, spielt die Abgrenzung solcher Symptome schon eine gewisse Rolle bei der Diagnostik.
Wenn man Tremor und Ataxie hat, wurde bei der Diagnostik des M. Wilson stets gefordert, dass dann auch der Kayser-Fleischer-Ring vorhanden sein sollte.
Sind diese Symptome aber eher hepatischer Natur dann spricht das Nichtvorliegen des Kayser-Fleischer-Rings nicht gegen den MW.
2. Wenn die hepatische Enzephalopathie die Hauptursache für diese Beschwerden ist, zeigt das Vorliegen solcher Beschwerden wie weit fortgeschritten diese hepatische Enzephalopathie ist. D. h. es ist dann sicher auch sinnvoll, eine Therapie gegen die hepatische Enzephalopathie zusätzlich zur Therapie des M. Wilsons vorzunehmen.
Als Therapien werden in der Literatur genannt:
Laktulose, Ornithin (z. B. Hepa Merz Granulat), die Aminosäuren Leucin, Isoleucin und Valin (z. B. Falkamin Pellets), Rifaximin
Viel tierisches Eiweiß verstärkt die Symptomatik, pflanzliches gilt als besser verträglich. Man sollte jedoch klären, wie viel Eiweiß man essen soll bzw. muss, denn ohne Eiweißzufuhr kann ein Mensch auch nicht existieren.
LG
Sandy
meine Frage wirkt zunächst vielleicht etwas provokativ:
Man liest und hört immer, dass es beim M. Wilson eine hepatische und eine neurologische Form geben soll.
Wenn man sich aber mit den Stadien von Lebererkrankungen und speziell mit denen der sog. "Hepatischen Enzephalopathie" beschäftigt, dann fällt auf, dass viele der neurologischen Symptome des M. Wilson auch bei der hepatischen Enzephalopathie als Symptom genannt sind. Die hepatische Enzephalopathie tritt aber bei jeder Leberkrankheit auf, zuerst minimal und kaum merkbar, dann immer stärker werdend.
In dieser Studie der Universitätsklinik Heidelberg sind die Symptome der hepatischen Enzephalopathie genannt und zwar eingeteilt nach Stadien:
http://www.aerzteblatt.de/callback/image.asp?id=47830
Symptome von Stadium I sind:
leichtgradige mentale
Verlangsamung
Eu-/Dysphorie, Reizbarkeit
und Angst,
reduzierte Aufmerksamkeit
gestörte Feinmotorik
(beeinträchtigtes
Schreibvermögen,
Fingertremor)
Symptome von Stadium II sind:
verstärkte Müdigkeit,
Apathie oder
Lethargie
leichte Persönlichkeitsstörung,
minimale
Desorientiertheit
bzgl. Ort und Zeit
Flapping-Tremor,
Ataxie, verwaschene
Sprache
Symptome von Stadium III sind:
Somnolenz
Aggressivität, ausgeprägte
Desorientiertheit
bzgl. Ort und Zeit
Rigor, Krämpfe,
Asterixis
Symptome von Stadium IV sind:
Koma
Hirndruckzeichen
Den vollständigen Artikel zur “minimalen hepatischen Enzephalopathie” findet man unter
http://data.aerzteblatt.org/pdf/109/10/m180.pdf
Ich finde unter den Symptomen der hepatischen Enzephalopathie doch auffallend viele, die man auch beim M. Wilson als wilsontypische Symptome nennt wie Beeinträchtigung des Schreibvermögens, Flapping-Tremor, Ataxie, verwaschene Sprache, Reizbarkeit.
Klar ist, dass man beim M. Wilson auch eine hepatische Enzephalopathie bekommt, wenn die Krankheit zu spät entdeckt wird oder unzureichend behandelt wird.
Ich frage mich, ob beim M. Wilson nicht die Symptome der hep. Enzephalopathie zu Unrecht als mw-typische und neurologische Symptome angesehen werden?
Ich vermute, dass eine Abgrenzung solcher Symptome beim M. Wilson oft nicht richtig durchgeführt wird bzw. werden kann, wenn es zugleich Symptome sind, die bei einer hepatischen Enzephalopathie gleichermaßen bestehen.
Wenn also Symptome wie Ataxie und Tremor durch die hepatische Enzephalopathie entstehen, sind es rein hepatische Symptome.
Nun könnte man sagen, es ist doch egal, ob diese Symptome als hepatische oder als neurologische Symptome gelten.
Es hat aber doch Auswirkungen:
1. Da beim rein hepatischen M. Wilson nur in rd. 60 % der Fälle ein Kayser-Fleischer-Ring auftritt und beim neurologischen M. Wilson dieser in über 90 % der Fälle vorkommt, spielt die Abgrenzung solcher Symptome schon eine gewisse Rolle bei der Diagnostik.
Wenn man Tremor und Ataxie hat, wurde bei der Diagnostik des M. Wilson stets gefordert, dass dann auch der Kayser-Fleischer-Ring vorhanden sein sollte.
Sind diese Symptome aber eher hepatischer Natur dann spricht das Nichtvorliegen des Kayser-Fleischer-Rings nicht gegen den MW.
2. Wenn die hepatische Enzephalopathie die Hauptursache für diese Beschwerden ist, zeigt das Vorliegen solcher Beschwerden wie weit fortgeschritten diese hepatische Enzephalopathie ist. D. h. es ist dann sicher auch sinnvoll, eine Therapie gegen die hepatische Enzephalopathie zusätzlich zur Therapie des M. Wilsons vorzunehmen.
Als Therapien werden in der Literatur genannt:
Laktulose, Ornithin (z. B. Hepa Merz Granulat), die Aminosäuren Leucin, Isoleucin und Valin (z. B. Falkamin Pellets), Rifaximin
Viel tierisches Eiweiß verstärkt die Symptomatik, pflanzliches gilt als besser verträglich. Man sollte jedoch klären, wie viel Eiweiß man essen soll bzw. muss, denn ohne Eiweißzufuhr kann ein Mensch auch nicht existieren.
LG
Sandy